Aktuell
Praxis
Orte
Netzwerk
Personen
Archiv
Andere Aktivitäten
|
Sonntag, 26. Januar 2020
Jacob-Wolff-Platz, Bremen-Vegesack/Aumund
Gedenkveranstaltung
71. Jahrestag der Befreiung der KZ-Häftlinge
aus den KZs Auschwitz und Birkenau II durch
die Rote Armee
Seit 1996 wird in Deutschland der 27. Januar als Tag der
Erinnerung an alle Opfer des NS-Regimes begangen. Der am
10. Januar 2017 verstorbene ehemalige Bundespräsident
Roman Herzog hatte am 3. Januar 1996 mit einer
Proklamation diesen Erinnerungstag begründet.
In seiner Begründung sagte Roman Herzog:
"Die Erinnerung darf nicht
enden, sie muss auch künftige Generationen zur
Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, eine Form
des Erinnerns zu finden,die in die Zukunft wirkt. Sie
soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem
Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der
Wiederholung entgegenwirken."
Der 27 Januar wurde schon vorher in Israel, Großbritannien
und Italien als Gedenktag begangen. Am 1. Nov. 2005
erklärte die Vollversammlung der Vereinten Nationen den
27. Januar zum internationalen Gedenktag.
KZ Gedenkstätte Neuengamme
2017 Foto: G. Meyer
Programm
10.00 Gedenkgottesdienst, Jan
Lammert
evgl. Kirchengemeinde Alt-Aumund
11.00 Gedenkveranstaltung
Jacob-Wolff-Platz, Ort der ehem. Synagoge in Vegesack
Wortbeiträge
Torsten
Bullmahn, Beiratssprecher im Ortsamt Vegesack
Gerd Meyer, Projekt `Internat. Friedensschule Bremen`
N.N. weitere Teilnehmer
Abschliessend werden die Namen der ermordeten Bürger
jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Gemeinde von
Vegesack und Umgebung verlesen.
s.a.Programmübersicht der Landeszentrale für politische
Bildung www.lzpb-bremen.de
Unser Antrag auf die Namensgebung für der grossen Saal im
Bürgerhaus Vegesack
`LUDWIG
BAUMANN-SAAL`
wurde von der Mitgliederversammlung des Vereins am 16.
Oktober beschlossen und `geht jetzt zunaechst seinen
weiteren Weg` - durch die weitere Bearbeitung/
weiterleitungt des Antrags (jetzt)des Vorstandes an die
`zustaendigen Stellen in Bremen`: Auskunft Staatsarchiv
etc
Ludwig Baumann ist am 5. Juli
2018 gestorben.
Im 2. Weltkrieg desertierte Ludwig Baumann 1942 mit seinem
Marinekameraden Kurt Oldenburg im besetzten Frankreich.
Sie wollten sich dem verbrecherischen Angriffs- und
Vernichtungskrieg der deutschen Faschisten verweigern.
Von der deutschen Militärjustiz wurden sie zum Tode
verurteilt. Die Strafe
wurde Dank der politischen Verbindungen von Ludwig
Baumanns Vater
in eine 12-jährige Freiheitsstrafe umgewandelt, die aber
bis zum Kriegsende ausgesetzt wurde. Von dieser
Strafänderung erfuhren sie aber im Todestrakt des
Gefängnisses erst Monate später.
Nach Haftzeiten im Emslandlager Esterwegen und weiteren
KZ-Aufenthalten kam Ludwig Baumann in das
Wehrmachtsgefängnis in Torgau / Elbe.
Schliesslich musste er noch Kampfeinsätze im
Strafbataillon 500 erleiden,
bei denen er schliesslich 1945 in der Ostukraine schwer
verwundet wurde.
Das Kriegsende überlebte er im Lazarett.
Nach dem Krieg litt Baumann noch viele Jahre unter den
traumatischen Erfahrungen.
Seit den 80er-Jahren engagierte er sich in der Friedens-
und Umweltbewegung.
1986 beteiligte sich Ludwig Baumann mit ehemaligen
Bundeswehrsoldaten und Wehrdienstverweigerern bei der
Aufstellung des `Denk-Mals`
`Der unbekannte
Deserteur` im G.H.Bürgerhaus Vegesack.
Anfang der 90er-Jahre gründete Ludwig Baumann mit anderen
Mitstreitern die `Bundesvereinigung Opfer der NS-Justiz`.
Das Ziel der Initiative, die Rehabilitierung der
Kriegsverweigerer des 2. WK, konnte schliesslich nach
jahrzehntelangen Kämpfen 2009 durch einen
Bundestagsbeschluss erreicht werden.
Ludwig Baumann war dem Bürgerhaus Vegesack, auch wegen des
Deserteur-Mahnmals, eng verbunden. Solange er
gesundheitlich dazu in der Lage war, konnte man ihn sehr
häufig im Bürgerhaus bei Veranstaltungen oder in der
Cafeteria antreffen. Das Bürgerhaus war für ihn ein Ort,
an dem er im Alltag Freunde und Mitstreiter traf.
2014 wurde ihm der “Franco-Paselli-Friedenspreis“
der Friedensschule im Bürgerhaus übergeben.
Ludwig Baumann ist als engagierter Bürger und Kämpfer für
Menschenwürde ein Vorbild für viele Menschen.
Sein Engagement wurde besonders national und international
wahrgenommen und durch vielfältige Ehrenbezeugungen
gewürdigt.
Führungen und Seminare im ehemaligen U-Boot-Bunker
'Valentin'
Führungen nur nach vorheriger Anmeldung
unter Tel. 0421-662115
Weitere Termine können individuell vereinbart werden.
Bunkerführungen beginnen am Mahnmal 'Vernichtung durch
Arbeit' vor dem Bunkereingang.
Zur Einführung werden Informationen über die Struktur und
die Ziele der 'Rüstungslandschaft' während der NS-Zeit in
der Region Bremen gegeben und es wird vom Widerstand gegen
das NS-Regime und von der Einrichtung der ersten
Konzentrationlager in Bremen berichtet. Im Mittelpunkt der
Führungen stehen aber Schilderungen der Arbeits- und
Lebensbedingungen der beim Bunkerbau zur Zwangsarbeit
eingesetzten Häftlinge.
Führungen im ehemaligen Lagergelände
Bildungs(urlaubs)seminare, Stadtrundgänge und
Stadtrundfahrten zu Orten der Verfolgung und des
Widerstandes in der Region Bremen-Nord können
individuell vereinbart werden. Die dabei angesprochenen
Themen befassen sich u.a. mit der Verfolgung von Bürgern
jüdischen Glaubens, politischen Gegnern des NS-Systems und
Minderheitengruppen in der Gesellschaft. Es wird vom
Schicksal der Zwangsarbeiter in Rüstungsbetrieben
berichtet und es werden Initiativen vorgestellt, die sich
für die Errichtung von Gedenkstätten und 'Stolpersteinen'
für die Opfer des Faschismus als Lernorte einsetzen.
Aktuelle interkulturelle, ethnische und soziale
Konflikte und Kriege werden in die Reflexion über Ursachen
und Folgen von Krieg und Gewalt einbezogen.

Abbildung: Fotomontage,
Rainer Habel
An den
Bremen, im September
2018
Beirat des Ortsamtes Vegesack
- Fraktionsvorsitzende
- Beiratssprecher
- Ortsamtsleiter
Antrag
Hiermit beantragen wir beim Beirat des Ortsamtes
Vegesack,
eine Straße in Bremen-Nord nach Ewald Hanstein zu
benennen.
geboren am 8. April 1924 in Oels / Schlesien
gestorben am 4. September 2009 in Bremen-Vegesack
Begründung
Ewald Hanstein lebte von 1954 bis 1966 in Bremen und ab
1976 bis zu seinem Tod in Vegesack. Ewald Hanstein war
deutscher Sinto.
Er setzte sich als ehemaliger Verfolgter des NS-Staates
bis zu seinem Tode dafür ein, als Zeitzeuge und Vertreter
der Minderheit der Sinti und Roma in Deutschland, daß in
unserer Gesellschaft über die Ursachen und Folgen des
Faschismus und über aktuelle rassistische und
rechtsradikale Bestrebungen aufgeklärt, und von allen
demokratischen Kräften rechtzeitig dagegen politisch
vorgegangen wird.
Zitat aus: "Meine hundert Leben" (Donat Verlag in Bremen,
2009), S. 10
"Ich war
Schlosser, Musiker, Autohändler, Handelsvertreter,
Gastwirt
und
Ladenbesitzer, und ich bin Vater, Großvater und Ehemann"
Ewald Hanstein überlebte die Liquidierung und den
Völkermord im sogenannten " Zigeuner- Familienlager" des
Vernichtungslagers Auschwitz (dort wurden seine Mutter
Maria Hanstein und seine Schwestern Gertrud, Elisabeth,
Lydia, Ramona und der Bruder Gregor, seine Grossmutter,
und viele weitere Familienangehörige ermordet) sowie die
KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Seinen Vater, Peter Hanstein, hatte Ewald Hanstein nach
dessen Abtransport im Juni 1938 nicht mehr wiedergesehen.
Zusammen mit seinen Onkeln Karl und Siegfried, und Paul
Hanstein, dem Bruder des Vaters, wurden sie in das KZ
Sachsenhausen gebracht.
Erst nach dem Krieg erfuhr Ewald Hanstein von einem
Mithäftling des Vaters, dass dieser als Häftling des KZ
Neuengamme ab 1943 im KZ-Aussenlager Farge beim Bau der
U-Bootbunkerwerft `Valentin` eingesetzt wurde.
Zitate ( s.o. Seiten 9, 36):
"Dort fand Peter ein Feuerzeug und steckte es ein. Er
war schon sehr schwach und wurde mit anderen
arbeitsunfähigen Männern ins KZ Neuengamme
zurückgebracht. Sie hatten ihn gefilzt, und das
Feuerzeug gefunden. Man band ihm die Hände auf den
Rücken zusammen und hängte ihn an einen Haken. Das hat
er nicht überlebt."
"Manchmal liege ich abends im Bett und sehe ihre
Gesichter deutlich vor mir: das meiner Mutter Maria,
meines Vaters Peter, der Schwestern Gertrud, Elisabeth,
Lydia und Ramona, meines Bruders Georg, dass von
Großmutter und all den anderen. Niemand von Ihnen hat
überlebt, selbst die Fotos haben die Nazis mir genommen
- und doch erinnere ich mich genau an sie. Ich wundere
mich, daß ich noch lebe. Warum gerade ich ."
Nach der Befreiung 1945 durch die Amerikaner lebte Ewald
Hanstein bis 1954 in der ehemaligen DDR. Von dort floh er
in die Bundesrepublik.
Seit 1954 wohnte er, mit kurzen Unterbrechungen, in Bremen
- zuletzt lange Jahre in der Aumunder Feldstraße.
Für das ihm und seiner Minderheit der Sinti und Roma
angetane Unrecht beantragte Ewald Hanstein eine sogenannte
"Wiedergutmachungszahlung".
Für die Bewilligung von Wiedergutmachungszahlungen waren
in den 1950er und 60er Jahren als Sachbearbeiter oft
ehemalige Nazis zuständig. Deshalb sprach Ewald Hanstein
von einer 2. Verfolgung.
Ewald Hanstein hat bis zu seinem Tod in Vorträgen in
Gedenkstätten, in Schulen, auf Tagungen und in der
Öffentlichkeit über den Völkermord an seiner Minderheit
informiert und eine angemessene staatliche Unterstützung
für die Überlebenden gefordert.
Seit 1989 war er Mitglied im Ausschuß des Bremer
Landesamtes für Wiedergutmachung. Dort setzte er sich
nicht nur für die verfolgten Sinti und Roma ein, sondern
für alle Opfer des nationalsozialistischen Terrors.
Seit 1979 war Ewald Hanstein Mitglied in Landesvorstand
und Mitte der 80er Jahre wurde er zum Vorsitzenden des
Landesverbandes deutschen Sinti und Roma und des Bremer
Sinti-Vereins gewählt.
Gemeinsam mit Romani Rose vom Zentralrat deutscher Sinti
und Roma, Otto Rosenberg aus Berlin und Ricki Adler aus
Frankfurt baute er die Bürgerrechtsarbeit der Sinti und
Roma in Deutschland auf. Er war Mitglied des europäischen
Häftlings Komitees der Gedenkstätte Mittelbau-Dora und
Vertreter verschiedener Opferverbände.
1995 weihte Ewald Hanstein auf dem Gelände des ehemaligen
Schlachthofs in Bremen eine Gedenktafel für die aus Bremen
deportierten und in Auschwitz ermordeten Sinti und Roma
ein.
In Zusammenarbeit mit dem damaligen Bremer Bürgermeister
Klaus Wedemeier und Vertretern des Bremer Senats gelang es
Ewald Hanstein und dem Landesverband der Sinti und Roma in
Bremen, den 16. Dezember zum Gedenktag an den Völkermord
an den Sinti und Roma zu erklären.
Seitdem findet an jeden 16. Dezember das Gedenken im
Bundestag statt.
(Anmerkung: am 16. Dezember 1942 erließ Himmler den
"Auschwitz-Erlass" um alle Sinti und Roma aus "rassischen
Gründen" zu vernichten).
Für seinen Kampf gegen jede Form von Rassismus und für die
Anerkennung der Sinti und Roma als Minderheit und für sein
politisches Wirken erhielt Ewald Hanstein mehrfach eine
öffenliche Anerkennung:
- 2002 wurde ihm im Bunker `Valentin, anlässlich des
Gedenkkonzertes " Cantate pour la Vie",
der "Franco-Paselli-Friedenspreis" der Internationalen
Friedensschule Bremen überreicht.
(seit der Gründung der Friedensschule im Jahr 1993 war
Ewald Hanstein Mitglied im Kuratorium )
- 2006 erhielt er im Bremer Rathaus das
Bundesverdienstkreuz am Bande
Ewald Hanstein, 5. Mai 2002,
anlaesslich der Verleihung des
Franco-Paselli-Friedenspreises an ihn (und der
2. Auffuehrung des Gedenkkonzertes `Cantate pour la
vie`/ zum Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus
am 8. Mai 1945) im Ruinenteil der ehemaligen
U-Bootbunkerwerft `Valentin` in Bremen-Rekum
Am 27. Januar 1999 hielt Ewald Hanstein in der
KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora anlässlich des Jahrestags
der Befreiung des Konzentrationslage Auschwitz eine Rede.
Gerade in der jetzigen Zeit, wo rechtsnationale Strukturen
und Meinungen wieder erstarken, sollten wir Ewald
Hansteins Mahnung verstehen.
"Wir müssen Rassismus,
Antisemitismus, Antiziganismus und Fremdenfeindlichkeit
bekämpfen,
wo sie ihre ekelhafte Fratze
zeigen.
Wir müssen "nein" sagen, wo
verächtlich über andere geredet wird!
Wir müssen "nein" sagen, wo
Gewalt propagiert oder verniedlicht wird!
Wir müssen "nein" sagen, wo
Egoismus und Konsum als höchste Lebensziele gepriesen
werden!
"Die Würde des Menschen ist
unantastbar!"
Dieses Gebot unseres
Grundgesetzes, aus der Erfahrung von Auschwitz
aufgeschrieben,
bleibt die Richtschnur für
unser gesellschaftliches Leben,für eine demokratische
und humane Zukunft".
aus: E.Hanstein, "Meine Hundert Leben", Donat-Verlag
Bremen 2005, S.165
Sehr geehrte Mitglieder des Beirates in Vegesack,
wir würden uns freuen,wenn Sie unserem Antrag zustimmen.
Wir können uns z.B. vorstellen, dass eine Straße im
Neubaugebiet Aumunder Feldmark oder in einem Neubaugebiet
in Grohn nach Ewald Hanstein benannt wird.
Wir sind natürlich für andere Vorschläge des Beirates
offen.
Für weiterführende Gespräche stehen wir gerne zur
Verfügung.
Als Zeitpunkt für eine öffentliche Bekanntgabe einer
Beschlussfassung des Beirates wäre nach unserer Meinung
besonders der 27. Januar 2019 geeignet.
Dann findet am Jacob-Wolff-Platz die nächste jährliche
Gedenkveranstaltung statt, zur Erinnerung an die Befreiung
der KZ-Lager, gemeinsam getragen vom Beirat Vegesack, der
evgl. Kirchengemeinde Alt-Aumund und der Internationalen
Friedensschule Bremen. An mehreren dieser
Gedenkveranstaltungen war Ewald Hanstein als Zeitzeuge und
Redner beteiligt.
Mit freundlichen Grüßen
Detlef Marzi
1989-1997 Geschäftsführer des Bremer Sinti-Vereins
und Bremer Bürger
Gerd Meyer
Projekt `Internationale Friedensschule Bremen`
im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack
und Bremer Bürger
Spurensuche - Begegnungsseminar in Sasso Marconi bei
Bologna
Mehr Information auf unserer Seite
für Tagungen
|