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Das Denkmal `Der unbekannte Deserteur` im
G.-H.-Bürgerhaus Vegesack geht als befristete
Ausstellungsleihgabe an das Ruhr Museum in Essen
Vom 12. Nov. 2018 bis zum 31. Juli 2019 hat das Ruhr
Museum in Essen
das Denkmal `Der unbekannte Deserteur` vom Bürgerhaus
Vegesack / dem Projekt `Internationale Friedensschule
Bremen` als Ausstellungsobjekt ausgeliehen.
Die Denkmalskulptur wird im Rahmen der Ausstellung des
Ruhr Museums Essen
KRIEG. MACHT. SINN.
Krieg und Gewalt in der europäischen Erinnerung
als Mahnung gegen Krieg und Gewalt in der europäischen
Erinnerung ausgestellt.
Leider hat der am 5. Juli 18 im Alter von 97 Jahren
verstorbene Kriegsgegner Ludwig Baumann die damit
verbundene Wertschätzung der Deserteure und Kriegsgegner
nicht mehr erlebt.
Die Anfang der 80er-Jahre von der Gruppe `Reservisten
verweigern sich` geschaffene Skulptur war das erste
Mahnmal fuer Deserteure in der daqmaligen Bundesrepublik
Deutschland.Das Denkmal im G.-H.-Bürgerhaus Vegesack
befindet sich im Foyer des Hauses neben dem Infostand der
Internationalen Friedensschule Bremen.
Inzwischen gibt es über 20 Deserteur-Denkmale in
Deutschland.
Zuletzt wurde 2015 in Hamburg, noch unter Mitwirkung von
Ludwig Baumann, ein Denkmal für die Wehrmachtsdeserteure
und Kriegsgegner des 2. Weltkrieges eingeweiht.
Während der Ausleihe der Denkmalskulptur im Bürgerhaus
Vegesack wird die Ehrentafel für Rudolf Jacobs, während
des 2. WK Kplt. Der deutschen Kriegsmarine im von
deutschen Truppen besetzten italienischen Kriegshafen La
Spezia, an Deserteure und Kriegsverweigerer erinnern, die
sich dem deutschen Angriffs– und Vernichtungskrieg
entzogen– und in mehr als 15.000 Fällen dafür von der
deutschen Militärjustiz hingerichtet wurden.
Denkmal für den unbekannten Deserteur im Bürgerhaus
Vegesack
Das
Mahnmal 'Dem unbekannten Deserteur' wurde am 18.
Oktober 1986 im Bürgerhaus Vegesack aufgestellt. Ehemalige
Soldaten der Bundeswehr hatten 1983 in Bremen im
Zusammenhang des Nato-Doppelbeschlusses über die
Raketenstationierung die 'Gruppe Reservisten verweigern
sich' gegründet. Am 18. Oktober 1983 gaben sie auf dem
Bahnhofsplatz in Bremen ihre Wehrpässe zurück. In der
Auseinandersetzung mit den Motiven ihrer
Wehrdienstverweigerung gestalteten sie das Mahnmal. Die
Skulptur 'Dem unbekannten Deserteur', wurde am 26. April
1986 auf dem Ansgarikirchhof enthüllt. Anschließend wurde
ein dauerhafter Standort gesucht. Der Senator für Bildung,
Wissenschaft und Kunst vermittelte den neuen – befristet
gedachten – Standort im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in
Vegesack.
An dieser Entscheidung waren massgeblich beteiligt der
Antifaschistische Arbeitskreis im G.H. Bürgerhaus Vegesack
(später: Friedensschule), die Vereinigung der Verfolgten
des Naziregimes (VVN/BdA), Angehörige der Volkshochschule
Bremen (Nord) und die Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW). Dem Vorstand und den Mitarbeitern des
Bürgerhauses war bewusst, daß sie sich, gemeinsam mit den
Initiatoren des Mahnmals, einer öffentlichen Kontroverse
stellen werden müssen.
Entsprechend dem 'Zeitgeist' der 80er-Jahre kam es über
das damalige Tabuthema 'Desertion' zu einer scharfen
öffentlichen Diskussion zwischen den Befürwortern und den
Gegnern des Deserteur-Mahnmals. Stellungnahmen
verschiedener gesellschaftlichen Gruppen wurden öffentlich
vorgetragen und diskutiert. Der Vorstand und die
Mitarbeiter des Bürgerhauses wurden mit den
'Frontverläufen' der Diskussion täglich
konfrontiert. Parteipolitisch motivierte 'Ersatzkriege'
wurden ausgefochten und bis in den Bundestag
hineingetragen. Der örtliche Vertreter der Bundeswehr
untersagte 'seinen Soldaten' sogar – den Bürgern in
Uniform ! – 'das Betreten dieses Hauses'.
Erst allmählich fand eine Versachlichung der Diskussion
statt, und die Kontrahenten waren dann bereit, sich an
öffentlich ausgetragenen Streitgesprächen zu beteiligen.
Ein erstes gemeinsames öffentliches Gespräch fand am 2.
Nov. 1986 im Bürgerhaus Vegesack statt. Auch Vertreter des
örtlichen Bundeswehrstandortes nahmen daran teil.
Später trugen 'Lesungen am Denk-Mal' zur Streitkultur bei
– z.B. i September 1990 mit der Tochter des
ehemaligen Bundespräsidenten, Frau Prof. Uta
Ranke-Heinemann.
Im Laufe der Jahre gab es viele weitere Initiativen für
'Deserteur-Mahnmale' in Deutschland. Das 'Bremer Mahnmal
im G.H. Bürgerhaus Vegesack' wurde zunehmend als
Ausdruck eines toleranteren Denkens in der
Gesellschaft wahrgenommen. Besuchergruppen aus dem
Ausland, Journalisten und Fernsehteams, trugen dazu bei,
daß der 'Unbekannte Deserteur' in Vegesack öffentlich
akzeptiert wurde.
Es dauerte aber noch über zwanzig Jahre, bis die
'Bundesvereinigung Opfer der NS-Justiz', mit ihrem
Vorsitzenden Ludwig Baumann aus Bremen-Vegesack, die
Fraktionen im Bundestag im Jahr 2009 dazu bewegen konnte,
die Verurteilung der Deserteure der NS-Wehrmacht als
'Unrecht von Anfang an' zu bezeichnen und damit die
Deserteure als Gegner des Gewaltregimes zu rehabilitieren.
Nur Dank der Beharrlichkeit von Ludwig Baumann und
seinen Mitstreitern konnte diese rechtliche und
menschliche Anerkennung für die ehemaligen
Deserteure erreicht werden.
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